Nach dem Tod, der Trauer und
Seit meinem vorigen Beitrag vom 17. April – ein Gedicht anlässlich eines Bildes, im Rahmen einer Ausstellung von Skulpturen im südlichen Stadtteil von Amsterdam im juli 2019 – ist viel passiert. Nicht nur in der Welt oder in unserem Ländle, sondern auch privat.
Die allerletzte lebensphase unserer Mutter hatte sich mehr als offenbart. Sie segelte ohne Wind ihrem 97. Geburtstag entgegen und schwächelte während dieser Endphase von Tag zu Tag mehr. Am 10. Mai verstarb unsere Mutti,
total erschöpft. Erst zehn Tage später konnte Ihr Abschied stattfinden, während einer von Corona-Einschränkungen geprägten Abschiedsfeier, mit klassisch-musikalischen Beiträgen und Abschiedsbeiträgen.
Ich habe gedacht, ich wäre seit längerem auf den Tod unserer Mutti vorbereitet. Ja, und nein zugleich. Was mich überrascht hat, ist vor allem das starke Verlustgefühl und die Leere in mir, und damit verbunden eine ungewohnte Unruhe.
Ich hoffe, u.a. schreibend dies alles zu verarbeiten. Zum Tode unserer wunderbaren Mutti dieses Gedicht von mir.
Abschied
Geräusche erlahmen in Sekundenschnelle
Licht erlöscht wie von selbst
aufgehoben für bessere Zeiten
Tiere erstarren zu Wachsfiguren
Winde legen sich zur Ruhe
Wasser strömt nicht mehr
es steht wie in einem Teich
am spätsommerlichen Nachmittag
Vögel weggeblasen
nur die Trauergäste bewegen wie Bilder.
Eine junge Frau bespielt ihr Violoncello
ein Mann seine Geige, ein dritter singt
sie spielen Schubert.
Der Sarg erwartet sein Grab
der Verstorbene hat nichts mehr davon
er kann keinen Trost spenden
der Redner hat seinen Text verschluckt
die Worte wollten lieber ungesagt
seine Sprache sehnte sich nach Stille
nach Unausgesprochenem
die Stille spricht ihre eigene Sprache.
Diese wortlose Trauerrede
hat den Vögeln gut gefallen
sie fliegen plötzlich in Gleitflug
über dem Friedhof.
Der Wind flüstert seine Betroffenheit,
Bäume sind bewegt
ihre Blätter sagen dem Verstorbenen Ade
der Bach rauscht sich zurück
in die Normalität
zur allgemeinen Beruhigung.
Eine Fabriksirene schreit einmal auf
der Sarg ruht in offenem Grab
die Trauergäste wurden vom Wirt
aufgenommen, er bläst ihnen allen
neues Leben ein mit Korn und Leichenschmaus.