Abschied (2)

Geräusche erlahmen in Sekundenschnelle,
Licht erlöscht wie von selbst,
aufgehoben für bessere Zeiten,
Tiere erstarren zu Wachsfiguren,
Winde legen sich zur Ruhe,
Wasser strömt nicht mehr,
es steht wie in einem Teich
am spätsommerlichen Nachmittag,
Vögel weggeblasen,
nur die Trauergäste bewegen wie Bilder.

Eine junge Frau bespielt ihr Violoncello,
ein Mann seine Geige, ein dritter singt,
sie spielen Schubert.

Der Sarg erwartet sein Grab,
der Verstorbene hat nichts mehr davon,
er kann keinen Trost spenden,
der Redner hat seinen Text verschluckt,
die Worte wollten lieber ungesagt,
seine Sprache sehnte sich nach Stille,
nach Unausgesprochenem,
die Stille spricht ihre eigene Sprache.

Diese wortlose Trauerrede
hat den Vögeln gut gefallen,
sie fliegen plötzlich in Gleitflug
über dem Friedhof.
Der Wind flüstert seine Betroffenheit,
Bäume sind bewegt,
ihre Blätter sagen dem Verstorbenen Adé,
der Bach rauscht sich zurück
in die Normalität,
zur allgemeinen Beruhigung.

Eine Fabriksirene schreit einmal auf,
der Sarg ruht in offenem Grab,
die Trauergäste wurden vom Wirt
aufgenommen, er bläst ihnen allen
neues Leben ein mit Korn und Leichenschmaus.